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Vom Himmel in die Hölle: Die wichtigsten Fragen zur Heroinabhängigkeit und zum Entzug

Dr. med. Patricia Manndorff, Gründerin und ärztliche Leiterin der OPIOSTOP-Behandlung, beantwortet im Interview die wichtigsten Fragen zum Heroin: Von der Substanz über den Heroinkonsum bis zur Heroinabhängigkeit. Und sie zeigt auf, wie die OPIOSTOP-Behandlung dabei helfen kann, den Ausstieg aus der Heroinsucht zu schaffen.


Der Entzug unter Narkose mit OPIOSTOP bietet Heroinabhängigen die Chance für den Ausstieg.
Der Entzug unter Narkose mit OPIOSTOP bietet Heroinabhängigen die Chance, den Ausstieg zu schaffen.

Wie entsteht eigentlich Heroin?

Dr. med. Patricia Manndorff: Heroin entsteht durch das Verarbeiten von Opium, das aus dem Schlafmohn gewonnen wird. Alle aus Opium entstehenden Substanzen werden als Opiate bezeichnet. Heroin ist ein sogenanntes halbsynthetisches Opiat. Die genaue chemische Bezeichnung lautet 3,5-Diacetylmorphin, worin die Verwandtschaft zum Morphin deutlich wird.


Und wie sieht Heroin aus?

P.M.: Reines Heroin ist ein farbloser kristalliner Feststoff. Es wird auf dem Schwarzmarkt in Pulverform verkauft. Es handelt sich dabei um Heroin, das durch Zusatzstoffe gestreckt wurde. Die Farbe kann von weiss bis braun variieren. Meist ist weisses Heroin reiner als graues oder braunes Heroin. Die Konzentration an Heroin variiert im Strassenheroin von 5% bis max. 25%.


Warum wirkt Heroin so stark im Körper?

P.M.: Heroin ist deutlich stärker fettlöslich als beispielsweise Morphin und gelangt daher rasch ins Gehirn, was zu einer starken Anflutung an den Wirkrezeptoren führt. Eine Heroin-Injektion löst einen Kick (auch Flash genannt) aus, der den Wunsch nach dem erneuten Gebrauch der Substanz nach sich zieht. Körperliche Entzugserscheinungen können je nach individueller Konstellation bereits nach zwei Wochen täglichen Konsums auftreten.


Dr. med. Patricia Manndorff hat bereits knapp 200 Patientinnen und Pateinten mit OPIOSTOP therapiert. Darunter auch zahlreiche Heroinabhängige.
Dr. med. Patricia Manndorff hat bereits knapp 200 Patientinnen und Patienten mit der OPIOSTOP-Behandlung therapiert. Darunter auch zahlreiche Heroinabhängige.

Warum führt Heroinkonsum so schnell zu einer Abhängigkeit?

P.M.: Heroin zählt aufgrund der überwältigenden psychischen Wirkung zu den Substanzen mit dem höchsten Abhängigkeitspotential überhaupt. Jeder User kennt das hohe Risiko der Heroinabhängigkeit. Und trotzdem glaubt die Mehrzahl der neu Konsumierenden von Heroin, dass sie die Abhängigkeit kontrollieren können. Sie versuchen es mit sporadischem Konsum und erkennen bald, dass sie mehr und öfters konsumieren und der tägliche Gebrauch schnell unumgänglich wird.

Ohne das tägliche Heroin spüren Konsumierende bereits nach einem Tag körperliche Entzugssymptome, die über die Zeit immer schlimmer werden: sie werden krank, unruhig, rastlos, getrieben, schlaflos, haben Schmerzen im ganzen Körper, Übelkeit, Darmkrämpfe, Durchfall, Erbrechen, Frieren, beginnen zu halluzinieren, der Puls rast. Und nur eine kleine Menge Heroin genügt, um diese Symptome wieder unmittelbar zu beenden.


Wie schnell spüren Heroinabhängige Entzugssymptome?

P.M.: Nach kurzem und niedrigdosiertem Konsum spüren Konsumierende beim Weglassen des Heroins lediglich Symptome wie bei einer Grippe, danach geht es den Konsumierenden wieder gut. Je länger der Konsum anhält und je höher die Dosierung ist, umso schwerwiegender werden die Entzugssymptome.


Was ist mit der Toleranzbildung gemeint?

P.M.: Neben den Entzugssymptomen kommt es zur sogenannten Toleranz gegenüber dem Heroin. Das bedeutet, dass die anfängliche Dosis bei Konsumierenden bald keine Wirkung mehr erzielt. Es werden über die Dauer des Konsums immer höhere Dosierungen benötigt, um den ursprünglichen Effekt zu erzielen. Aber das anfängliche Glücksgefühl tritt schnell nicht mehr ein. Im Gegenteil: Es geht bald nur noch darum, das Einsetzen von Entzugssymptomen zu verhindern. Die Tage sind dann geprägt vom Beschaffungsstress, der Angst keine Substanz mehr zur Verfügung zu haben und der Angst vor dem Entzug.


Welcher Unterschied besteht zwischen einer Abhängigkeit von Heroin und Kokain?

P.M.: Heroin macht nicht nur psychisch, sondern auch körperlich abhängig. Dies im Unterschied zu Kokain, das lediglich psychisch abhängig macht und nicht zu den Opiaten gehört. Für Kokainabhängige ist deshalb der Entzug mit OPIOSTOP nicht möglich.


Was sind die grössten Risiken und Gefahren einer Heroinabhängigkeit?

P.M.: Bei keiner anderen Droge ist der Grat zwischen einer wirksamen und einer tödlichen Dosis so schmal wie beim Heroin. Dies erklärt die hohe Zahl der Todesfälle durch Heroin und die Gefahr, sich eine Überdosierung, den «goldenen Schuss» zu geben.


Grundsätzlich kann jede Überdosierung mit Opiaten bis zum Atemstillstand führen. Die Konsumierenden werden müde und schlafen ein. Die Atmung setzt aus, ohne dass die Atemnot bemerkt wird. Ohne Sauerstoff sterben als erstes die Gehirnzellen ab und es kommt zum Hirntod. Danach kommt es zum Herz- und Kreislaufstillstand.

Die Gefahr zur Überdosierung wird durch das gestreckte Heroin gefördert. Beim Kauf besteht immer die Unsicherheit über die effektive Heroinmenge im Stoff. Jeder Dealer behauptet, dass sein Stoff besonders rein wäre, die Konsumierenden haben aber nie Sicherheit, welche Dosis sie zu sich nehmen.


Welche Nebenwirkungen treten beim Heroinkonsum auf?

P.M.: Der Konsum von Heroin führt nebst den psychosozialen Folgen zu gravierenden körperlichen Nebenwirkungen. Opiate verstopfen, führen zur Lustlosigkeit, Antriebslosigkeit und Depressionen und vermindern die Leistungsfähigkeit. Daneben kommt beim Heroin die Gefahr durch die undefinierten Substanzen hinzu, die zum Strecken des Heroins gebraucht werden.


Bei einem intravenösen Konsum treten häufig lokale Abszesse oder Entzündungen im Körper durch eine unsterile Injektion auf. Der Mehrfachgebrauch von Injektionsnadeln mit der Gefahr von HIV und Hepatitis ist heute durch die Abgabe sehr selten geworden.


Die psychosozialen Folgen sind aber mindestens genauso schwerwiegend: Vereinsamung, schwindendes Selbstwertgefühl, Schuldgefühle, Leistungseinbrüche, Arbeitslosigkeit, Depression, finanzielle Sorgen, Beschaffungsstress mit Kriminalität sind einige davon. Es gibt auf der OPIOSTOP-Website einen weiteren spannenden Blogartikel über Andreas von Burg. Er erzählt darin eindrücklich von seiner langjährigen Heroinabhängigkeit und den psychosozialen Folgen, die die Sucht mit sich brachte.


Was geschieht bei einer Substitutionsbehandlung?

P.M.: In der Substitutionsbehandlung wird das illegale Heroin durch ein legales Opiat ersetzt, das vom Arzt verschrieben und kontrolliert abgegeben wird. Die Substitutionsmedikamente können Schmerzmittel wie Methadon, Morphin oder Subutex sein. Die Konsumierenden werden in der Substitution zu Patienten. Das kann vieles erleichtern und die unmittelbare Lebenssituation stabilisieren.


Der Vorteil der Substitution liegt auch darin, dass der Abhängige sein Opiat regelmässig ohne Beschaffungsstress erhält. Dadurch wird ein geregeltes Leben mit Tagesstruktur möglich und eine Reintegration in die Arbeitswelt realistisch. An der Abhängigkeit ändert die Substitution jedoch nichts. Längerfristig, wenn die Patienten die Abhängigkeit von der Substanz beenden wollen, bleibt ihnen nur eine Entzugstherapie.


Was passiert bei einem Heroinentzug?

P.M.: Ein Drogenentzug bedeutet das Absetzen und Entgiften des Körpers von den künstlichen Opioiden, wie eben beispielsweise dem Heroin. Der Entzug kann abrupt oder schleichend erfolgen, stationär oder ambulant und mit oder ohne begleitende Medikamente, die die Entzugssymptome erträglicher machen.


Ein Entzug führt zur Ausschüttung der Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin. Zu Beginn kommt es zu Tränenlaufen, Nasenlaufen, erweiterten Pupillen und einer inneren Unruhe, die sich immer mehr steigert. Es kommen Schmerzen im gesamten Körper hinzu, die oft besonders die Beine betreffen. Die Muskulatur verkrampft sich und ist übererregt. Das Gehirn kommt nicht zur Ruhe; Rastlosigkeit, Schlaflosigkeit und mögliche epileptische Krampfanfälle sind die Folge. Häufig kommt es zu angstbesetzten Halluzinationen. Das Herz-Kreislaufsystem wird maximal stimuliert, was zu Bluthochdruck, schnellem Puls und einem Beklemmungsgefühl führt. Der Magen-Darmtrakt bewegt sich übermässig, die Folge sind Darmkrämpfe, Durchfall und Erbrechen.


Welche Erfolgschancen bestehen bei einem konventionellen Heroinentzug?

P.M.: Ein konventioneller Entzug dauert 6-14 Tage. Zu Beginn werden die Symptome immer heftiger, danach klingen sie langsam wieder ab. Während des gesamten Entzuges hat der Patient ein unstillbares Verlangen nach dem Opiat, das meist auch nach dem Entzug über Monate anhält und erst über die Jahre kontinuierlich abnimmt.

In der Literatur finden sich unzählige Studien zum konventionellen Entzug. Die Erfolgswahrscheinlichkeit, dass die Patienten nach einem Jahr noch clean sind, ist dabei ernüchternd niedrig und hat sich über die letzten 20 Jahre nicht verändert. Die durchschnittliche Erfolgsquote nach einem Jahr liegt zwischen 11 bis maximal 16%.


Wie hilft der Entzug mit OPIOSTOP gegen die Heroinabhängigkeit?

P.M.: Bei der OPIOSTOP-Therapie erfolgt der körperliche Entzug unter Narkose. Die OPIOSTOP-Behandlung basiert auf der Accelerated Neuroregulation (ANR)-Therapie. Unter Narkose wird die suchterzeugende Fehlfunktion im Gehirn ausgeschaltet. Im Gegenzug zu herkömmlichen Entzügen können so schmerzhafte Entzugserscheinungen fast vermieden werden. Das Verlangen nach dem Opiat wird bereits nach wenigen Tagen klein oder fehlt komplett. Oft entsteht ein Ekel gegenüber dem Opiat.


Da ein grosser Teil des Entzugs unter Narkose stattfindet, ist der Beginn des Entzugs sehr leicht und zwangsläufig die Abbruchrate sehr klein. Nach dem Erwachen ist bereits ¾ des Entzuges vorbei und die Patienten merken mit jedem Tag, dass es ihnen besser geht. Durch eine zuverlässige Einnahme des Naltrexons über die 10-14 Monate nach dem Entzug verringert sich die Rückfallquote im Vergleich zum konventionellen Entzug erheblich.


Welche Vorteile bietet die Behandlung mit OPIOSTOP?

  • Die OPIOSTOP-Behandlung ist deutlich weniger angstbesetzt als ein herkömmlicher Entzug.

  • Die OPIOSTOP-Behandlung hat eine massiv kürzere Dauer als ein herkömmlicher Entzug.

  • Nach einer OPIOSTOP-Behandlung haben Patienten wenig oder kein Verlangen nach dem Opiat.

  • OPIOSTOP hat eine hohe Erfolgsrate.

In welcher Klinik wird die OPIOSTOP-Behandlung angeboten?

P.M.: Das Spital Interlaken der Spitäler fmi AG ist schweizweit die einzige Klinik, die das OPIOSTOP-Verfahren anbietet und durchführt. Jede OPIOSTOP-Behandlung wird dort ausschliesslich durch mich, Dr. med. Patricia Manndorff persönlich und mein Team durchgeführt. Besonders wichtig sind für mich die individuell auf den Patienten angepasste Therapie und die persönliche 1:1 Betreuung jedes Patienten während seiner Zeit auf der Intensivstation. Auch das Pflegeteam besteht einzig aus geschulten und spezialisierten Pflegefachkräften.


Dr. med. Patricia Manndorff, Gründerin und ärztliche Leiterin der OPIOSTOP-Behandlung, und ihr Team am Spital Interlaken.
Für Dr. med. Patricia Manndorff, Gründerin und ärztliche Leiterin der OPIOSTOP-Behandlung, und ihr Team am Spital Interlaken steht die persönliche 1:1 Betreuung jedes Patienten an oberster Stelle.

Wohin kann man sich für Infos und Beratung zu OPIOSTOP wenden?

P.M.: Betroffene und Angehörige von Betroffenen dürfen jederzeit Kontakt mit uns aufnehmen, um sich unverbindlich über das Verfahren zu informieren. Ich beantworte gerne alle Fragen, berate Angehörige und unterstütze Betroffene auf ihrem Weg aus der Drogenabhängigkeit.


Um festzustellen, ob sich Betroffene für das OPIOSTOP-Verfahren eignen, können diese zudem unseren ärztlichen Fragebogen ausfüllen. Eine Kontaktaufnahme ist aber auch ohne Ausfüllen des Fragebogens jederzeit möglich.




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